Wenn der Tag leise wird

Der Tag hatte sich langsam zurückgezogen.

Nicht abrupt, nicht fordernd — eher so, als hätte er sich bedankt und leise verabschiedet. Das Licht lag flach über dem Schnee, färbte den Horizont in Gold und ließ den See still werden, als würde auch er zuhören.

Auf dem Tisch stand eine Tasse. Warm. Ruhig. Der Dampf stieg kaum sichtbar auf und verschwand, bevor er Form annehmen konnte. Daneben lag ein kleines Geschenk, schlicht verpackt, nicht als Einladung, sondern als Geste. Etwas, das da sein durfte, ohne Bedeutung erklären zu müssen.

Über allem hing eine einzelne Kugel im Zweig. Sie bewegte sich kaum, fing das Licht ein und hielt es fest — für einen Moment länger, als man es erwartet hätte.

Es war einer dieser Abende, an denen nichts entschieden werden musste. Keine Frage stand im Raum. Kein Plan wollte geschrieben werden.

Der Schnee glitzerte leise, als hätte er gelernt, wie man nicht auffällt. Und irgendwo zwischen dem ersten Schluck Wärme und dem letzten Licht des Tages entstand dieses seltene Gefühl von genug.

Nicht, weil alles perfekt war. Sondern weil nichts fehlte. Der Abend hatte Platz geschaffen. Für Atem, Stillstand und das, was nicht benannt werden muss, um zu wirken. Vielleicht ist das der eigentliche Übergang vor Weihnachten. Nicht der Trubel. Nicht die Vorfreude.

Sondern dieser Augenblick, in dem man den Tag loslässt — und merkt, dass er einen trotzdem trägt.


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