Der kleine Schneemann und das Licht im Herzen
Ella liebte es, abends durch den frisch gefallenen Schnee zu gehen. Dieses Knirschen unter den Schuhen, der Atem, der sich in kleinen Wolken vor ihr sammelte — es brachte sie jedes Mal in eine Ruhe, die sie sonst kaum fand.
An diesem Abend entdeckte sie etwas Neues auf der kleinen Lichtung neben ihrem Haus.
Ein Schneemann.
Klein, rund, mit einem bunten Schal, der aussah, als wäre er aus lauter Winterfreude gestrickt.
Ella blieb stehen.

Der Schneemann strahlte im Licht der Laterne, und seine Mütze glitzerte, als hätte jemand Sternenstaub darüber gestreut. Es war, als würde er lächeln — nicht breit, sondern in dieser leisen, behutsamen Art, die mehr fühlbar ist als sichtbar.
„Na du?“, flüsterte Ella in die Stille hinein.
Der Wind wehte sanft und ließ ein paar Schneeflocken um den Schneemann tanzen. Für einen Moment fühlte Ella sich zurückversetzt in jene Kindheitstage, in denen ein Schneemann nicht einfach ein Schneemann war — sondern ein befreundetes Wesen, das nur darauf wartete, dass man ihm eine Geschichte erzählte.
Sie setzte sich vorsichtig auf den schneebedeckten Boden.
Der kleine Laternenkasten neben dem Schneemann glühte warm, und das Licht malte goldene Muster in den Schnee. Ella schloss die Augen. Nicht, um zu träumen — sondern um zu fühlen.
Wann hatte sie das letzte Mal innegehalten, ohne Grund?
Wann hatte sie das letzte Mal im Alltag ein kleines Lächeln erkannt, das sie nicht erwartet hatte?
Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie den Schneemann an — und hatte plötzlich das Gefühl, dass er ihr etwas spiegelte:
Nicht Freude, nicht Kälte, nicht Winterzauber — sondern Leichtigkeit. Vielleicht ist das Licht, das man draußen findet, manchmal nur ein Hinweis auf das Licht, das man drinnen vergessen hat.
Ella stand auf, atmete tief ein und ging weiter.
Etwas in ihr war heller geworden.
💖Erinnerung zum Mitnehmen
Wenn dich ein kleiner Moment zum Lächeln bringt, nimm ihn ernst — er zeigt dir, wo dein Licht wieder aufwacht.
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