Wenn viele Lichter ein Ganzes werden
In dieser Nacht lag das Dorf wie unter einem Atem voller Lichter.
Der Schnee dämpfte jedes Geräusch, als hätte er beschlossen, alles Harte weich zu machen. In den Häusern brannten Kerzen, eine nach der anderen, bis das ganze Tal in einem warmen, goldenen Schimmer lag.
Jedes Fenster erzählte eine andere Geschichte.
In einem Haus saß jemand allein am Tisch, die Hände um eine Tasse gelegt, den Blick nach innen gerichtet. In einem anderen lachten Kinder, während ein Erwachsener versuchte, Ordnung ins Chaos zu bringen. Wieder woanders saß ein Paar schweigend nebeneinander — nicht aus Distanz, sondern aus Vertrautheit.

Niemand sah das ganze Bild. Und doch waren alle Teil davon, mit den vielen Lichter.
Die Wege zwischen den Häusern waren von Fußspuren durchzogen. Manche frisch, manche schon halb verweht. Spuren von Begegnungen, von Erledigungen, von kurzen Grüßen im Vorübergehen. Nicht jede Spur führte zu einem Ziel — manche führten einfach nur hinaus in die Nacht und wieder zurück.
Über allem spannte sich der Himmel, klar und tief. Sterne funkelten, als würden sie zuhören. Vielleicht taten sie das auch. Das Dorf wusste nichts von sich selbst als Ganzes. Es existierte nur aus einzelnen Leben, einzelnen Momenten, einzelnen Lichtern. Und doch entstand aus genau diesen Einzelteilen etwas Größeres — etwas, das man nicht planen konnte.
Manchmal ist Gemeinschaft kein Miteinander-Sprechen. Sondern ein gleichzeitiges Sein. In dieser Nacht war niemand besonders wichtig. Und genau darin lag die Ruhe.
💖 Erinnerung zum Mitnehmen
Auch wenn dein Licht klein wirkt — es gehört zu einem Leuchten, das größer ist, als du es je überblicken kannst.
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