Das Licht, das nach Hause führt

Der Schnee funkelte im Licht des Mondes, als Clara den Hügel hinaufging. Die Nacht war klar, und jeder Atemzug ließ kleine Kristalle in der Luft tanzen. Es war der dritte Advent — ein Abend, an dem die Welt leiser schien, fast so, als würde sie selbst einen Moment innehalten.

Oben auf dem Hang lag das kleine Holzhaus ihrer Großeltern, warm leuchtend, wie ein Herzschlag inmitten der winterlichen Stille. Clara war lange nicht mehr hier gewesen. Viel zu lange. Arbeit, Verpflichtungen, Gedanken, die sich überschlugen — all das hatte sie abgehalten. Und trotzdem fühlte sie jetzt, bei jedem Schritt, wie etwas in ihr leichter wurde.

Am Fuß des Hügels stand ein kleiner, geschmückter Baum, dessen bunte Lichter den Schnee in sanfte Farben tauchten. Auf dem Boden davor funkelten leuchtende Schneeflocken, die von einer versteckten Lampe projiziert wurden. Ein stilles, liebevolles Detail — vermutlich von ihrem Großvater installiert, der jedes Jahr versuchte, den Dezember ein bisschen magischer zu machen.

Als Clara die Veranda erreichte, hörte sie nichts außer dem Knistern des Kaminfeuers drinnen.
Ein Gefühl von Wärme breitete sich in ihr aus — nicht nur körperlich, sondern tief, tief drinnen.
Sie öffnete die Tür. Der Duft von Tannengrün, Zimt und Holz begrüßte sie wie alte Freunde.

Ihre Großmutter sah auf, lächelte und sagte nur:
„Du bist da.“ Mehr brauchte es nicht.
Clara setzte sich ans Fenster. Draußen lag das Tal in blauem Mondlicht, das Haus leuchtete wie eine Einladung an die Seele, und der kleine Baum glitzerte wie ein Versprechen.

Im dritten Advent geht es um Freude — nicht die laute, sondern die stille.
Die, die entsteht, wenn man zurückkehrt. Nicht zu einem Ort. Sondern zu sich selbst.

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