Der Ort zwischen den Momenten
Niemand wusste genau, wie man an diesen Ort gelangte.Man sagte, er erscheine nicht jedem — und schon gar nicht dann, wenn man ihn suchte.
Der Boden war weich gefroren, bedeckt von Pflanzen, die in einem sanften, bläulichen Licht leuchteten. Nicht grell. Nicht auffällig. Eher so, als würden sie von innen atmen. Ein gefrorener Wasserfall ruhte daneben, das Eis wie erstarrte Bewegung, ein Moment, der sich entschieden hatte, nicht weiterzugehen.
Am Rand dieses Ortes stand eine Gestalt. Still. Wartend.
Vielleicht schon lange. Es war kein Ort für Fragen.
Und doch stellte er sie alle.
Die Luft fühlte sich anders an. Dichter. Klarer. Jeder Gedanke schien langsamer zu werden, als würde er hier nicht einfach vorbeiziehen dürfen. Der Körper war da — aber nicht im Vordergrund. Alles, was sonst drängte, trat zurück.
Es war der Raum zwischen den Momenten. Zwischen dem Gedanken, der gerade vergangen war, und dem nächsten, der noch nicht entstanden war.
Die Gestalt machte keinen Schritt. Sie wusste: Wer hierherkam, musste nicht weitergehen. Nur bleiben. Wahrnehmen. Aushalten, dass nichts geschieht — und dass genau darin alles liegt.
Das Licht der Pflanzen spiegelte sich im Eis. Kein Geräusch. Kein Ziel. Nur Präsenz.
Und langsam wurde klar:
Dieser Ort existierte nicht außerhalb.
Er war kein Platz auf einer Karte.
Er war jener Zustand, den Menschen nur selten betreten — wenn sie aufhören, etwas erreichen zu wollen.
Als die Gestalt sich schließlich umdrehte, war der Ort nicht verschwunden.
Er war einfach nicht mehr nötig.
💖 Erinnerung zum Mitnehmen
Manche Schwellen erkennst du nicht daran, dass etwas beginnt — sondern daran, dass für einen Moment nichts mehr drängt.
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